Sonntag, 26. Dezember 2010

4. Kapitel - I Need To Feel Again

Der Tag der Beerdigung meiner Eltern war schön, zumindest von außen. Überall lag mindestens 20 cm Schnee, die Sonne schien und kleine Vögel flogen überall herum. Ich stand neben Lucas. Wir waren auf einem Riesigen Friedhof. Ich sah mich um. Fast nur Mitarbeiter meiner Eltern die ich kaum kannte. Sie kamen alle zu mir und wollten mit mir reden. Ich lehnte jeden von ihnen ab. Ich wollte nicht reden. Ich wollte nicht abgelenkt sein. Jetzt wollte ich an meine Eltern denken. Aber auf keinen fall an die schlechten Sachen. Ich dachte an Weihnachten 2002 wo ich einen Ferngesteuerten Hubschrauber bekommen hatte. Ich hatte mich unglaublich gefreut. Dann war ich mit meinem Dad immer im Garten und haben mitten im Winter den Neon-Grünen Hubschrauber im Schnee fliegen lassen. Damals was ich 6.  Jetzt war ich 14.
Die Kirchenglocken läuteten und alle wurden still und stellten sich im Kreis um das Grab. Auf dem Stein stand: „Stella & Lyle McEvens, für immer in Frieden.“
Der Bestatter stand genau vor dem tiefen Loch wo die Särge drin lagen, hätte jemand ihm von vorne einen Stoß gegeben wär er sicher reingefallen. Er sah zu mir und lächelte aufmunternd. Ich steckte mir meinen Kopfhörer ins Ohr und sah wie sich seine Lippen bewegten, wenn er auf mich zeigen würde, würde ich nach vorne gehen und eine kleine rede halten.
Ich sah hoch in den Wolkenlosen Himmel. Die Sonne schien. Ich sah wider runter. Die anderen Leute um mich herrum im halb Kreis hören vermutlich genauso wenig zu wie ich. Ich wusste das es vermutlich falsch war auch noch bei der Bestattung meiner eigenen Eltern Musik zu hören, aber die Musik war das einzigste was mich noch hielt. Sie verhinderte das ich mich einfach zu meinen Eltern ins Grab legte, das ich mich auf der stelle umbrachte, sie hielt die bösen Gedanken immer schön weit weg, und lies meine Gedanken in meiner Eigenen Welt, in der meine Eltern immer noch im Urlaub waren, unverletzt.
Der Bestatter, Mr. Olivander, sah mich an. Ich drückte auf meinem Ipod auf Pause und ging zu ihm. Jetzt stand ich vor diesen ganzen Leuten. Ich bekam kein Wort mehr herraus. Eben war ich noch halbwegs entspannt und jetzt schon konnte ich kaum noch Atmen. Ich sah mich um. Schluckte. Dann holte ich tief Luft. Ich sah auf die beiden Särge die unter mir tief in der Erde versenkt waren.  Ich überlegte ob ich vielleicht doch springen sollte. Unten ankommen würde ich so oder so, wenn ich auch noch Kopfüber sprang könnte ich sterben und bei ihnen sein. Ich schüttelte den kopf. Meine Gedanken spielten mit mir. Ich guckte wider hoch. Alle sahen mich erwartungsvoll an. Wie lang stand ich schon hier? 5 Minuten? 10? Oder vielleicht doch erst eine? Ich hatte überhaupt kein Zeitgefühl. Ich sah zu Lucas. Er lächelte. Ich holte noch ein mal tief Luft, auf einmal fiel mit auf das ich noch kein einziges mal geweint hatte seid meine Eltern tot waren. Aber gleichzeitig merkte ich das ich es auch gar nicht brauchte und wollte. 

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