Mittwoch, 5. Januar 2011

5. Kapitel - Antifamilia

Ich öffnete meine Augen zum.. wiederholten mal. Alle sahen mich an. Ich hatte meinen Text vergessen. Ich war nicht mal in der Lage zu improvisieren. Nichts klappte mehr. Aber schließlich holte ich noch einmal tief Luft und sagte dann:“I-ich...äh...“ Mein Kopf war vollkommen leer. Das war mir noch nie passiert. Lucas sah mich aufmunternd an. Ich schüttelte den Kopf und sachte:"Ach fuck off and die!“ Mit dieses Worten drehte ich mich um und rannte einfach davon. Weg von meinen Eltern, weg von den ganzen Leuten die ich nicht mal kannte. Nicht mal Lucas kannte ich richtig.
Ich rannte durch den Unberührten Schnee. An hunderten von Gräbern vorbei und schließlich aus dem großen Eingangstor des Friedhofes nach draussen.
Ich blieb endlich stehn. Ich war ungefähr einen Kilometer nur gerannt. Erschöpft ließ ich mich in den Schnee fallen.
Ich atmete tief ein. Die kälte strömte durch meinen Körper und es fühlte sich an als ob sie mir auch noch die letzte Kraft nahm.
Ich sah auf. Niemand zu sehn. Zum glück. Ich wollte noch einen Moment liegen bleiben. Also bleib ich liegen.

Ich höte stimmen. Sie riefen meinen Namen. Und sie kamen näher. Ich guckte hoch, bemerkte das ich unglaublich nass war und hiefte mich schnell hoch. Dann sah ich mich um. Ich wusste wo ich lang musste um nach Hause zu kommen. Aber ich zögerte.
Warum mach ich das überhaupt? Warum renn ich weg? 
..Dan fiel es mir wider ein. 
Weil ich nichts hatte. Weil ich alleine war.
Also lief ich los. Ich hatte mich noch umgeguckt. Lucas lief hinter mir her, dicht gefolgt vom Bestatter.
Ich rannte als würde es um mein Leben gehen, bei diesem Gedanken fiel mir ein DAS es um mein Leben ging! ..Beziehungsweise um das was von meinem Leben noch übrig war. Und das war hauptsächlich die Musik und..Ich. Also war es meine Aufgabe das zu beschützen.
Ich bog ab und kam in eine Gasse, ich wusste, nur noch ein paar hundert meter und ich wär zuhause. Ich sah zurück. Niemand. Es erstaunte mich wirklich das ich so lange rennen konnte. Ich war in Sport eigentlich immer schlecht. Aber nicht weil ich nicht sportlich war, nein, daran lags nicht. Eher daran das ich viel zu faul war.
Ich war da. Endlich. Ich kramte den Schlüssel aus meiner Tasche und schloss die Tür auf.
Ich betrat das Haus. Es war kalt und dunkel. Ich sah mich um. Auf dem Sofa lag meine Mutter immer wenn ich nach Hause gekommen bin. Mein Vater saß dann immer am Schreibtisch in der Ecke. Mir lief eine Träne über die Wange. Die erste. Die erste von vielen. Ich rannte hoch in mein Zimmer und schmiss mich auf mein Bett. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und Schluchzte vor mich hin. 
Plötzlich hörte ich die Tür auf gehen. Ich sah auf und wischte schnell die Tränen weg. Mir fiel auf das ich hier nicht bleiben konnte. Also suchte ich schnell meinen Eastpack und packte das wichtigste ein. Kissen, Decke, die alte Mundharmonika von meinem Vater, meinen Ipod in die Hosentasche und noch block und Stifte in den Rucksack. Ich sah mich noch mal um. Mein Blick fiel auf die Gitarren. Ich überlegte kurz und steckte eine von ihnen in eine Tasche und das Stimmgerät dazu.
Ich hörte Lucas die Treppe raufkommen. Ich wollte ihn nicht sehen. Ich schrieb schnell auf einen Zettel:’Bin weg. Mach dir keine Sorgen.’
Dann öffnete ich das Fenster und sah runter. ..Knapp 3 Meter. Ich nickte, kletterte auf die Festerbank und lies mich langsam runterrutschen sodass ich mich nur noch mit dem Armen festhielt. So kam ich fast an das Dach über der Haustür ran. Also lies ich mich los und landete leider etwas unsanft auf dem Dach. Ich sprang auf den Rasen neben der Tür und lief dann los. Wohin? Egal. Hauptsache Weg. 

Das ist dein Zuhause, Deine Familie, Du wurdest hier geboren. 
Und du fragst dich:"Was außer meiner Kindheit habe ich zum Teufel hier verloren?" 
(Muff Potter - Antifamilia)




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